Eine Brücke bei Arles

Die Farben des Südens

Das Stück handelt von der Reise Vincent van Goghs in die Provence von Februar 1888 bis Mai 1890. In dieser Zeit schrieb der Maler Hunderte von Briefen an seinen Bruder Theo. Sie lassen uns Anteil nehmen an seinen Gedanken und Gefühlen und auch an seiner Verzweiflung, die zu seinem tragischen Tod führte.

Besonders eindrückliche Texte wurden ausgewählt und in acht Themenbereiche zusammengefasst: Berufung, Kampf, Die Farben des Südens, Erfüllung, Künstlergemeinschaft, Leidenschaft, Krankheit, Tod. Die Texte werden in Beziehung gesetzt zu einigen seiner schönsten Bilder. Diese Bilder, die zunächst zweidimensional auf einer Staffelei stehen, verwandeln sich in räumliche Szenenbilder. Figuren bewegen sich plötzlich, die Lichtstimmung wechselt, und Geräusche machen die Szenerie lebendig.

Spieldauer: 40 Minuten. Textfassung auch in englischer Sprache.
Premiere auf dem internationalen Papiertheatertreffen in Preetz 2010.
Aufführungen u.a. in Harderwijk (NL) sowie in Leicester und Ramsgate (GB)



Aus den Kritiken:

„Die nächste Vorstellung war für Puristen sicher ein wenig gewöhnungsbedürftig – ich selbst empfand sie als einen weiteren Höhepunkt dieses Treffens. Die Rede ist von den „Farben des Südens“ mit „Haases Papiertheater“. Schon die „Bühne“ ist ungewöhnlich: eine Staffelei mit einem zunächst schwarz verhängten goldenen Bilderrahmen, in welchem während des Spiels acht verschiedene Bilder Vincent van Goghs erscheinen, durch die der Lebensweg des Malers vom Beginn seiner Berufung als Maler bis zu seinem Tod dargestellt wird. Alle diese Bilder – darunter die berühmte Zugbrücke und das gelbe Haus bei bzw. in Arles, die Fischerboote am Strand und die nächtlichen Sternenwirbel über den silhouettenhaften Zypressen – sind zunächst nur zweidimensional sichtbar, verwandeln sich aber in dreidimensionale Landschaften, in denen ein Pferdefuhrwerk über die Zugbrücke fährt, Wäscherinnen tatsächlich waschen und Wäsche auswringen, Bahnen und Schiffe sich bewegen und im Schlussbild der (allerdings im Original nicht hierhin gehörende) Maler selbst durch das Kornfeld wandert. Möglich wird das dadurch, dass die einzelnen Gemälde mit Hilfe des Computers in verschiedene Ebenen zerlegt worden sind, die anfangs eng aufeinanderliegen, dann aber wie eine Ziehharmonika auseinandergezogen werden und ihre räumliche Wirkung entfalten. Das wirkt bei der ersten Verwandlung echt verblüffend, ist aber auch bei allen folgenden Bildern so raffiniert gemacht, dass man immer wieder innerlich Beifall klatscht. Im Verlauf der Vorstellung schildert Sieglinde Haase den Lebensweg von Goghs und baut dann anschließend die „Bühne“ um, während Martin Haase aus Briefen des Malers an seinen Bruder Theo vorliest und stimmungsvoll Gitarre spielt. Nicht zu vergessen eine gute Lichtregie und mit einfachsten Mitteln erzeugte Geräusche – eine beeindruckende Vorstellung!“
Willers Amtrup (in „Das PapierTheater“ Dezember 2010)

„Was soll man mehr hervorheben: die faszinierende Idee oder die adäquate Umsetzung, die Fortentwicklung der 200 Jahre alten Spielform des Papiertheaters oder die berührende Interpretation eines Künstlerlebens? Jedenfalls haben Sieglinde und Martin Haase mit ihrem Projekt „Die Farben des Südens“ eine überzeugende Lösung für die selbstgestellte Aufgabe gefunden, eine Symbiose aus Briefen van Goghs, acht seiner Gemälde und den Präsentationsmöglichkeiten der Papierbühne zu entwickeln…“
Hanskarl Willms (im „Waterbölles“, November 2010)

„Ein leicht bewegtes Windspiel war dann der Startschuss für das bewegte Bühnenbild, während Martin Haase auf der Gitarre selbstkomponierte Stücklein präsentierte, die wunderbar zur Malerei van Goghs passten. Das war klein, das war zerbrechlich, das war aber auch alles unglaublich faszinierend und spannend, was sich da auf der Bühne abspielte, die etwa so groß wie ein modernes Fernsehgerät und doch mit einem Detailreichtum gesegnet war, das den Zuschauer einfach nur in seinen Bann zog.“
Wolfgang Weitzdörfer in „Bergische Morgenpost“, 14.03.2016

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